Planstatt Senner

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Mit Augen zu und barfuß zum Erfolg

COMPETITIONLINE RANKING 2022

Die tapfere Pflaume an der Gebäudeecke, die dreistämmige Maulbeere, die Esskastanien, die Robinie, die Steineiche und der japanische Schnurbaum – bevor Johann Senner sein Team beim Bürobesuch in Überlingen vorstellt, erzählt er erst einmal etwas über die Bäume im Garten: Er habe sie alle vor dreißig Jahren selbst angepflanzt, robuste Arten, die mit den sich wandelnden Wetterbedingungen gut zurechtkommen. Sie gedeihen prächtig.

Bäume, Wasser, Klima und wie das alles zusammenhängt, sind das Metier von Planstatt Senner. Die Expertise des Büros für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung ist gefragt. Mehr denn je, denn die Klimakrise verlangt nach ganzheitlichen Lösungen. Ein Thema, das in der Landschaftsarchitektur immer wichtiger wird – bei Planstatt Senner war es von Beginn an Leitmotiv jeglichen Handelns.

Das kommt nicht von ungefähr. Traditionelle Landwirtschaft hat Bürogründer Johann Senner geprägt. Geboren und aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof zu Füßen der Burg Hohenzollern im Schwabenland, sind ihm die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vertraut: säen, nachsäen, pflegen und ernten. Und auch das Durchhalten hat er in seiner Kindheit verinnerlicht. Nachdem sein Vater früh verstorben war, bewirtschaftete seine Mutter die fünf Hektar des Hofes allein. Geholfen haben seine drei älteren Schwestern, die Großmutter und er selbst. Schon als Sechsjähriger fuhr er mit dem Traktor über die Felder. „Aufgeben kam nicht infrage“, erinnert sich der 65-Jährige.

Johann Senner wurde die nachhaltige Lebensweise schon in die Wiege gelegt. Das Aufwachsen auf dem Bauernhof hat den Grundstein dafür gelegt, dass umweltbewusstes Planen und Gestalten zur DNA von Planstatt Senner gehört.

Johann Senner wurde die nachhaltige Lebensweise schon in die Wiege gelegt. Das Aufwachsen auf dem Bauernhof hat den Grundstein dafür gelegt, dass umweltbewusstes Planen und Gestalten zur DNA von Planstatt Senner gehört.

Bürogründung ohne Auftrag

Diese Haltung des „Einfach machen“ und „Immer weitermachen“ kam Johann Senner auch bei der Bürogründung 1987 zugute. Der Landschaftsarchitekt stellte zwei Mitarbeitende ein, obwohl er noch keinen einzigen Auftrag hatte. Sein Mut machte sich bezahlt. Bald gestaltet das junge Team erste Privatgärten – der*die eine oder andere Bürgermeister*in sei ihnen da womöglich wohlgesonnen gewesen, vermutet der Büroinhaber.

Heute beackern über 70 Mitarbeiter*innen aus 15 Nationen an vier Planstatt-Standorten – Überlingen am Bodensee, Stuttgart, München und Berlin – unterschiedlichste Projekte: von der nachhaltigen Sanierung historischer Parks und Gärten über die Entwicklung klimaangepasster urbaner Räume bis hin zu naturnahen Wasserbau-Projekten. Dazu kommen eigenständig agierende Partnerbüros in Shanghai, Dubai und Mumbai.

Die kulturelle Vielfalt der Mitarbeitenden fördert die Kreativität und ist ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg. Über zehn gewonnene Bewerbungen für künftige Gartenschauen in Baden-Württemberg und bundesweit, etwa in Balingen 2023 oder in Baiersbronn/Freudenstadt 2025, zeugen von der Durchschlagskraft des Büros.

 

Vom Heilgarten zum Piratenschiff

Eines der ersten großen Projekte war der Healing Garden in Bad Saulgau mit unterschiedlichen Gartenräumen wie dem „Garten der Farben und Düfte“ etwa oder dem „Apothekengärtlein“. Aushängeschild ist auch der Quellepark in Nürnberg, der mit einem Fontänenfeld, Liege- und Streuobstwiesen den stark verdichteten Westen der Stadt für die Bevölkerung erholsamer machte. Viel Vergnügen hat dem Team auch der Entwurf des Naturerlebnisparks rund um den Schlosssee Salem gemacht, der Höhepunkt einer mehrjährigen Ortsentwicklung. Den ehemaligen Baggersee adelte Planstatt mit einem hölzernen Piratenschiff in Echtmaßen zur Freizeit-Attraktion für Jugendliche.

Ein Modell davon steht am Planstatt-Hauptsitz in Überlingen. Der befindet sich in einer umgebauten Dreschscheune. Johann Senner hatte das Bauwerk per Zufall entdeckt, als er vor 30 Jahren mit seiner Familie nach Überlingen kam. „Wegen des Sees und der tollen Sicht auf die Berge bei schönem Wetter“, sagt er heute. Eine meterhohe Brombeerhecke verbarg den zweigeschossigen Holzbau mit dem markanten Dachaufsatz damals vor Makler-Blicken. Das Gebäude stand jahrelang leer, ein Haus mit Geschichte, genau wie ein Baum, verwurzelt an seinem Ort. Das gefiel Johann Senner. Behutsam ließ er das Schmuckstück renovieren, die tragenden Holzbalken wurden im maroden Dachgeschoss ersetzt, die Fassade bekam ein neues Kleid aus Lärchenholz.

Das Team am Planstatt-Hauptsitz in Überlingen, der sich in einer umgebauten Dreschscheune befindet. Insgesamt hat Planstatt Senner über 70 Mitarbeitende aus 15 Nationen.

Das Team am Planstatt-Hauptsitz in Überlingen, der sich in einer umgebauten Dreschscheune befindet. Insgesamt hat Planstatt Senner über 70 Mitarbeitende aus 15 Nationen.

Ein Think Tank für Wettbewerbe

Mit dem wachsenden Erfolg des Büros wurde es jedoch bald schon eng in der Dreschscheune. Also setzte man links und rechts des Gebäudes zwei Glaskuben an, mit Gründach und Blick auf die Bäume im Garten. Links der „Think Tank“ für das Wettbewerbsteam, rechts das Revier der „Fledermausmenschen und Spechtleute“, wie der Büroinhaber die Artenkundler*innen in seinem Team respektvoll bezeichnet.
Für die Bearbeitung der Aufgaben setzt Planstatt auf Transdisziplinarität. In den letzten Jahren bereicherten Forstwissenschaftler*innen, Boden- und Landwirtschaftsspezialist*innen, Biolog*innen, Klimatolog*innen, Hydrogeolog*innen, Gewässerbauer*innen und baumkundige Arboretiker*innen die Standorte. Weitere Spezialist*innen werden projektweise hinzugezogen, etwa Fachleute für Mobilitätskonzepte, KI-Spezialist*innen, Kulturschaffende oder Fachleute aus dem Gesundheitswesen.

Ort der Inspiration: Philipp Padur, Kerstin Winandi, Tim Kaysers, Rolf Kästle, Johann Senner und Conrad von Schroeder (v.l.n.r.) arbeiten an einem meterlangen Tisch aus Bergahorn. Der Baum dafür wurde bei Vollmond geschlagen.

Ort der Inspiration: Philipp Padur, Kerstin Winandi, Tim Kaysers, Rolf Kästle, Johann Senner und Conrad von Schroeder (v.l.n.r.) arbeiten an einem meterlangen Tisch aus Bergahorn. Der Baum dafür wurde bei Vollmond geschlagen.

Dieser Schatz an Wissen und Expertise mache es erst möglich, wirklich ganzheitlich zu planen, sagt Johann Senner. Demzufolge werden auch Wettbewerbe in Teams mit wechselnder Zusammensetzung bearbeitet, je nach Projektschwerpunkt und den dazu passenden Spezialist*innen. Jedes Teammitglied profitiert so von unterschiedlichen Sichtweisen und vom Know-how der Kolleg*innen.

Der Name Planstatt komme übrigens von Werkstatt, verrät Johann Senner. Und im Think Tank am Standort Überlingen sieht es auch genauso aus. An zwei meterlangen Arbeitstischen, gefertigt aus einem bei Vollmond geschlagenen Bergahornstamm, sitzen Mitarbeitende an breiten Flachbildschirmen. Auf den Tischplatten verteilen sich Papierrollen, Zeichenstifte, Marker. An die Wand sind locker von Hand gezeichnete Skizzen gepinnt, daneben hängen Renderings, die aktuelle Projekte zeigen, darunter zwei Wettbewerbserfolge aus dem letzten Jahr: der Schussenpark in Ravensburg und die Quartiersentwicklung Spinnweberei in Uhingen.

Die Stadt Ravensburg will eine versiegelte Brachfläche neben dem Bahnhof in eine naturnahe, das Stadtzentrum kühlende Auenlandschaft verwandeln und sie der Bevölkerung zugänglich machen. Im Zuge der Umgestaltung soll der Fluss Schussen aus seinem Kanalbett befreit werden.

Die A4-Ausdrucke der Quartiersentwicklung Spinnweberei in Uhingen zeigen das Gelände der ehemaligen Spinnerei, das auf Wunsch der Gemeinde in ein zukunftsfähiges, gemischt genutztes, urbanes Gebiet entwickelt werden soll. Der Planstatt-Vorschlag der Verknüpfung lokaler Identitäten mittels konisch zulaufender Freiräume mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten zwischen den Baukörpern überzeugte die Wettbewerbs-Jury.

Planstatt Senner gestalten eine etwa 1,3 Hektar große Fläche neben dem Bahnhof von Ravensburg zu einer naturnahen Auenlandschaft, dem Schussenpark, um. Die grüne Fläche wirkt wie eine Klimaanlage für die Stadt.

Planstatt Senner gestalten eine etwa 1,3 Hektar große Fläche neben dem Bahnhof von Ravensburg zu einer naturnahen Auenlandschaft, dem Schussenpark, um. Die grüne Fläche wirkt wie eine Klimaanlage für die Stadt.

Quartiersentwicklung Spinnweberei in Uhingen: Durch Dichte und Vielfalt soll ein klimagerechtes Stadtviertel mit vielseitigen Grün- und Freiflächen entstehen, das in seinen Nutzungen durchmischt ist.

Quartiersentwicklung Spinnweberei in Uhingen: Durch Dichte und Vielfalt soll ein klimagerechtes Stadtviertel mit vielseitigen Grün- und Freiflächen entstehen, das in seinen Nutzungen durchmischt ist.

Modelle erden die Perspektive

Modelle aus Styropor, Holz oder Pappe in den unterschiedlichsten Bearbeitungsstadien bevölkern die Ablageflächen im Think Tank. „Wir planen mit den Händen“, stellt Johann Senner fest und schaut auf seine eigenen, denen man die Arbeit früher auf dem Bauernhof immer noch ansieht. „Wir machen kaum ein Projekt, ohne wenigstens ein schnelles Arbeitsmodell zu basteln.“ Das sei wichtig, damit der Maßstab nicht verloren gehe. Diese Gefahr bestehe nämlich beim schnellen Rein- und Rauszoomen von computergenerierten Plänen. Er selbst arbeite deshalb gar nicht am Computer.

Think Tank mit Blick ins Grüne: Ein Teil des Erfolgs bei Wettbewerben könnte der Ausblick sein, den die Mitarbeitenden von Planstatt Senner genießen.

Think Tank mit Blick ins Grüne: Ein Teil des Erfolgs bei Wettbewerben könnte der Ausblick sein, den die Mitarbeitenden von Planstatt Senner genießen.

Dann zeigt er auf ein etwa zehn Zentimeter breites und ein Meter langes dunkelgraues 3D-Druck-Modell mit einer wellenförmigen Vertiefung in der Mitte. „Anhand dieses Modells haben wir das nötige Gefälle für die künstlich angelegte Wasserachse am Obertorplatz in Hechingen vorab getestet.“ Bei dem Projekt ging es darum, den zentralen Stadtplatz als multifunktionalen und dabei vor allem klimaresilienten Aufenthaltsbereich für Jung und Alt zu ertüchtigen – unter anderem mit einem Spielgarten für Kleinkinder, Holzbänken, erhöhten Pflanz- und Baumbeeten und einem massiven Wassertisch aus Naturstein, der als Quelle für den Bachlauf fungiert. Mehr als 50 Bäume sorgen auf dem vormals versiegelten Parkplatz für ein angenehmes Mikroklima. Durch die üppige Bepflanzung und die Wasserspiele habe sich die Verdunstung an der Oberfläche deutlich verbessert, der Platz sich dadurch um mindestens zwei bis fünf Grad abgekühlt, erklärt Johann Senner.

Und Abkühlung ist vonnöten. Es sind ja nicht nur die stark versiegelten Städte, die sich im Sommer aufgrund der längeren Hitzeperioden auf Temperaturen um die 40 Grad aufheizen und in denen Regenwasser im Nu verdunstet. „Es gibt in Deutschland inzwischen Regionen, in denen genauso wenig Regen fällt wie im nördlichen Afrika, etwa in Nordbayern oder Berlin-Brandenburg“, sagt der Landschaftsarchitekt. Das schadet auch den Bäumen.

Klimaanpassung ist ein wichtiges Thema bei Planstatt Senner. Johann Senner sorgt sich um Parks und Grünanlagen, die so transformiert werden müssen, dass sie extremen Wetterbedingungen in Zukunft standhalten.

Klimaanpassung ist ein wichtiges Thema bei Planstatt Senner. Johann Senner sorgt sich um Parks und Grünanlagen, die so transformiert werden müssen, dass sie extremen Wetterbedingungen in Zukunft standhalten.

Der Wald macht den Regen

Besonders vom Klimawandel betroffen sind Parks und ältere Grünanlagen. Das haben die Spezialist*innen bei Planstatt über die letzten Jahre beobachtet. „Wir sind zwar der Meinung, dass der Wald den Regen macht – sprich: je mehr Bäume, desto besser für den Wasserhaushalt –, nur Bäume nachpflanzen reicht aber nicht“, sagt Johann Senner. Dafür sei den Parks in den letzten Jahrzehnten zu viel Schaden zugefügt worden. Regenwasser werde abgeleitet statt aufgefangen, Drainagen der benachbarten Stadtquartiere erschwerten es den Bäumen obendrein, sich mit Wasser zu versorgen.

Auch im Berliner Volkspark Hasenheide, Neuköllns wichtigster Grünanlage, hat der Klimawandel Spuren hinterlassen. Die Bäume leiden auf dem durchlässigen Sandboden unter Trockenstress, mehr als die Hälfte ist krank, bereits jeder zehnte Baum musste gefällt werden – mehr als 400 seit 2019. Besonders Kiefern und Birken kämpfen ums Überleben, sie können sich nicht so schnell an die neuen Klimabedingungen anpassen.

Der Berliner Volkspark Hasenheide wird nach den Entwürfen von Planstatt Senner mit dem Ziel der verbesserten Klimaresilienz umgebaut.

Der Berliner Volkspark Hasenheide wird nach den Entwürfen von Planstatt Senner mit dem Ziel der verbesserten Klimaresilienz umgebaut.

Planstatt Senner soll die Hasenheide nun klimaresilient umbauen. Doch bislang gibt es kaum ganzheitliche Konzepte, wie städtische Grünflächen an den Klimawandel angepasst werden können. Deshalb greift Johann Senner auf die Methode der Dreifelderwirtschaft zurück, wie er sie in seiner Jugend kennengelernt hat: Einzelne Bereiche werden jeweils für einige Jahre brachliegen gelassen, um sich zu erholen. „Die Leute müssen sich daran gewöhnen, dass Teile einer Liegewiese zeitweise abgesperrt sind.“

Neben Bodenverbesserungsmaßnahmen über Grüneinsaaten werden in der Hasenheide Baumarten aus dem Mittelmeerraum neu angepflanzt, die besser für steigende Temperaturen gerüstet sind. Um ihnen den Zugang zu Wasser auf dem Sandboden zu erleichtern, pflanzt sie das Planstatt-Team in Baumrigolen. Diese werden normalerweise als Sickerbehälter in versiegelten Stadtgebieten eingesetzt. In der Hasenheide wird ihre Funktion umgekehrt, sie sollen das Versickern verlangsamen. Ein spezielles Hasenheide-Sand-plus-Erde-Gemisch nach Planstatt-Rezeptur fördert das Regenwasser dann in Hitzeperioden durch natürliche Kohäsion wieder zu den Wurzelspitzen nach oben.

Johann Senner kann am besten in kurzen Hosen und barfuß denken.

Johann Senner kann am besten in kurzen Hosen und barfuß denken.

Barfußlaufen als Ideen-Booster

Auf solche Ideen kommt Johann Senner, wenn er morgens die 50 Meter von seinem Wohnhaus in Überlingen zu Fuß ins Büro geht – in kurzer Hose, die Augen zu und barfuß, wie immer, wenn nicht gerade Minusgrade herrschen.

Bevor es ans Entwerfen geht, sammelt das Team jedoch erst einmal Daten: zum lokalen Klima, zum Grundwasserpegel, zur Regensituation, über die Bodenbeschaffenheit, das Spektrum der Pflanzen- und Tierarten. Im nächsten Schritt werden die Daten per Software aufgearbeitet und dargestellt, zum Beispiel in Form von Klima- und Oberflächenbelagskarten, Schnitten durch die Topografie oder Grafiken von Windschneisen. Schließlich müssen die Konzepte auf die Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten sein.
Dass sich die Vorarbeit lohnt, zeigt die Wettbewerbsbilanz allein aus dem letzten Jahr: Sieben erste Plätze bei 29 Wettbewerbsteilnahmen können sich sehen lassen.

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